Mittwoch, Dezember 07, 2005

13. Trend: Gegen die Großen


-Alle 75 Sekunden kehrt ein deutscher Christ seiner Kirche den Rücken-
www.hr-online.de, 28.Mai 2005

-Karstadt kämpft um´s Überleben-
www.sueddeutsche.de, 27.September 2004

-Parteien verloren seit 1991 fast 500.000 Mitglieder-
www.bundestag.de, 2. März 2003

Aktiviert man seine Trendsensoren, so fallen einem diese Schlagzeilen in´s Auge. Beim Trend "Gegen die Großen" dreht sich alles um das Scheitern von Glaubenssystemen und großen Institutionen. Neben den Kirchen und Parteien sind Konzerne, Verbände, Vereine und alles was groß daherkommt von diesem Trend betroffen. Einerseits erschüttern Skandale das Vertrauen potentieller Mitglieder, andererseits stehen die allgemein gefassten Leitprinzipien dieser großen Konstrukte den recht speziellen Vorstellungen der Individuen von heute gegenüber. In Deutschland steckt der Trend abgesehen von Politik und Kirche eindeutig in Kinderschuhen.

Zugegeben, dieser Trend steht nicht ganz im Einklang mit dem Trend "Der Suche nach Halt und Sinn" von vergangener Woche. Hier zeigt sich wieder das Wechselspiel von Trend und Gegentrend.

Zum Schluss für diese Woche noch eine Anekdote meiner kleinen persönlichen Auseinandersetzung mit dem Trend "Gegen die Großen":
Bei meinem halbjährigen Spanienaufenthalt 2003 war ich zunächst froh das vertraute goldene M des Fast Food-Riesen McDonalds zu entdecken. Je länger ich aber in Spanien war desto mehr verschmähte ich die Burger und bevorzugte die kleinen Tapas-Bars in den Seitenstraßen.

Arbeitet ihr lieber in kleinen Firmen oder bevorzugt ihr das Angestelltenverhältnis im Großbetrieb? Oder seid ihr in Gedanken bzw. in Realität euer eigener Chef?

Viele Grüße aus Ludwigsburg!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Interessant auch dazu: Sygate hatte eine Personal Firewall. Wird allerdings seit Dezember 05 nicht mehr weiterentwickelt weil die Firma von Symantec übernommen wurde. Und das Ergebnis: Riesen Hasstiraden bzgl. "Große fressen die Kleinen", sprich Symantec scheint ungefähr so beliebt wie Microsoft bei den Freaks. Bleibt ein ambivalentes Verhalten des Verbrauchers: Der Kopf entscheidet vernünftig, der Bauch eher leidenschaftlich. So würden wir keiner windigen Bank unser Geld anvertrauen, bei der Wahl des Restaurants hingegen machen wir einen Bogen um die Großen und suchen kleine verwinkelte und abgefahrene Lokalitäten. Kommentar?!

Daniel hat gesagt…

Hallo und danke für den "ambivalenten" Kommentar!

Ob ein Unternehmen vertrauenswürdig ist oder nicht hängt von so vielen Faktoren ab: Image, Leitsätze, Kundenorientierung, Produkte/Dienstleistungen, Authentizität und in gewissen Branchen eben auch von der Größe des Unternehmens. Man gewichtet (wenn oft auch unbewusst) die einzelnen Aspekte und bekommt ein Gesamtbild des Unternehmens.

Nun zu den genannten Beispielen:

leider kenne ich mich bezüglich
Sygate und Symantec zu wenig aus,um einen qualifizerten Kommentar zu schreiben; deswegen möchte ich mich zu Microsoft äußern. In einer Seminararbeit hab ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und fand die Machenschaften des Monopolisten beispielsweise bezüglich der Browser-Konkurrenz schlicht und ergreifend nicht fair.
Google ist nicht weniger Monopolist kommt allerdings sympathischer (meine Meinung) daher: man weiß, dass die Mitarbeiter gut behandelt werden und sie versuchen auf legalem Weg (soweit es mir bekannt ist) in Kooperation mit anderen Microsoft das Wasser abzugraben. Und sie arbeiten kundenorientiert.

Worauf ich hinaus will: Ausschlaggebender Grund, mich kürzlich gegen den Internet Explorer und für den Firefox (die mit Google kooperieren) als Browser zu entscheiden war sicherlich nicht die Größe des Unternehmens, sondern mein Gesamtbild beider Monopolisten.

Was die Gastronomie betrifft legen manche Kunden eben Wert überall dasselbe vor die Nase gesetzt zu kriegen (McDonalds) und geben dafür viel Geld aus, andere bevorzugen Besonderheit und Einzigartigkeit.
Bei meinem Spanienaufenthalt war ich nicht nur in kleinen verwinkelten Gassen unterwegs auf der Suche nach szenigen Bars, sondern auch in den Lokalitäten der großen Tapas-Ketten Spaniens. Ich bin trotzdem dort Essen gegangen. Wieso?
1. Bekomm ich zuhause nicht,
2. Zentrale Lage: Leute beobachten
3. Schönes Ambiente
...

Größe ist eben nicht alles, sondern nur ein Stück vom Kuchen und ich denke, dass die Kunden nicht ambivalent sondern durch viele Faktoren beeinflusst handeln.

Was den Trend "Gegen die Großen" betrifft, so ist er in Deutschland meines Erachtens noch nicht soweit. Die Konzerne können sich vor Bewerbern nicht retten und verweisen Leute, die sich ein Jahr im Voraus bei ihnen bewerben darauf, es doch drei Monate vor Vergabe der Stelle nochmals zu versuchen. Punto

Viele Grüße aus Ludwigsburg!

Anonym hat gesagt…

Hallo Daniel,

ich weiß nicht, ob die großen Glaubenssysteme gescheitert sind, denn sie funktionieren ja noch ganz gut. Gescheitert sind sie aus unterschiedlichen Gründen höchstens in ihrem Anspruch auf Glaubwürdigkeit.
Es gibt vermutlich zwei Kategorien von Menschen: die einen halten zu David, dem underdog, die anderen zu Goliath, weil sie gern auf der Seite der Mächtigen stehen möchten. Ein heutiger Goliath, der durch seine Geschäftspraktiken in Misskredit gerät, kann aber sicherlich einen Trend mit langfristigen Folgen gegen sich auslösen.
Im übrigen sind viele "Kleine" in Wirklichkeit gar nicht klein, sondern als Teil eines großen Unternehmens nur vorgespielte Markenvielfalt.