Freitag, November 18, 2005

2. Exkurs: Schwarmintelligenz

"Phänomen, wobei durch Kommunikation innerhalb einer sozialen Gemeinschaft intelligente Verhaltensweisen [...] aller Individuen erwachsen."

Diese Definition findet man bei wikipedia.de unter "kollektiver Intelligenz" gemeinhin auch als Schwarmintelligenz bezeichnet. In der Tierwelt finden wir dieses Phänomen bei Ameisen, Bienen, Termiten und Fischen. Kerneigenschaften eines Schwarms sind Flexibiltät, Dynamik und zeitliche Befristung. Die Individuen staatenbildender Tiere agieren weitestgehend unabhängig. Sie sind in der Erfüllung der kollektiven Aufgaben allerdings sehr zielgerichtet.
Für den einzelnen ergeben sich drei Prinzipien des Handelns:
  • Bewege dich in Richtung des Mittelpunkts derer, die in deinem Umfeld sind.
  • Bewege dich weg, wenn dir jemand zu nahe kommt.
  • Bewege dich in die ungefähre Richtung deiner Nachbarn.
Seit 2000 wird der Begriff Schwarmintelligenz in der Sozial- und Zukunftsforschung auf den Menschen angewandt. Das Internet ermöglicht die für kollektive Intelligenz nötige mediale Struktur. Ameisen kommunizieren über Pheromone, Bienen über den Schwänzeltanz und der Mensch über das Internet.
Ein Negativbeispiel für die Selbstorganisation des Schwarms beim Menschen sind Terroristen. Sie arbeiten für eine gemeinsame Sache; jeder einzelne für sich manchmal über Jahre hinweg weitestgehend unabhängig und die schwarminterne und -externe Kommunikation erfolgt über das Internet.

Weitere Beispiele kollektiver Intelligenz sind Google und Wikipedia; Wikipedia als kostenfreie Enzyklopädie im Internet vor allem deswegen, da Beiträge von jedem jederzeit erstellt oder bewertet werden können.

Prof. Wippermann, Gründer des Trendbüros in Hamburg beschreibt in einem Interview mit dem Online-Magazin "Die Gegenwart" mögliche Folgen der Schwarmintelligenz: Es bilden sich themengebundene, zweckorientierte Schwärme - auch communities genannt. Persönliche Kommunikation verliert an Wert. Sich in einem Verein oder einer Partei zu engagieren ist aufgrund der Zweckgebundenheit nicht mehr attraktiv. Mittels Schwarmintelligenz lassen sich persönliche Ziele schneller verwirklichen, die gemeinschaftlichen Ziele rücken in den Hintergrund. Dies ist nur ein Szenario. Das komplette Interview mit Prof. Wippermann findet ihr unter http://www.diegegenwart.de/ausgabe44/wippermann.htm

Die Mehrheit ist schlauer als der Einzelne. Diese Schläue ergibt sich aus unterschiedlichen Herkunfts- und Kompetenzbereichen. Ein anschauliches Beispiel ist die Sendung "Wer wird Millionär?". Bei Publikumsbefragungen liegt die Trefferquote bei 91%, die des Telefonjokers, bei dem ein Mensch zu Rate gezogen wird, der sich vermeintlich mit einem Themengebiet auskennt liegt nur bei 65%.
Der einzelne ist auf Feedback, sogenanntes social proof, angewiesen. An dieser Stelle sind wir am Sinn und Zweck des Trend-Portals und vielen Blogs angekommen - dem Meinungsfang der schlauen Mehrheit.

Ich habe das Thema als Exkurs behandelt, da es weitreichendere Folgen haben wird, als ein "herkömmlicher" soziokultureller Trend. Ich bin gespannt auf eure Ansichten zum Thema.

Viele Grüße aus Ludwigsburg!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
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