Montag, Juli 25, 2005

4. Trend: Der wehrhafte Verbraucher


Nach Matthias Horx wird der Konsument der Zukunft zu 80 % ein No-Sument sein d.h. er steht den aufwändigen Kampagnen der Werbewelt mit Skepsis und Aggression gegenüber und konsumiert nicht.
Die übrigen 20 % machen ihn zum Pro-Sumenten. Er sucht nach authentischen Dienstleistungen und Produkten, die Inhalt, Substanz und Werte durch ehrliche Kommunikation vermitteln. Das stellt an die Unternehmen der Zukunft die Anforderung, dass sie den Kunden transparent gegenübertreten und sich nicht hinter aufgeblasenen Werbekulissen ohne oder mit nur wenig Bezug zum Unternehmen verstecken.

Dass in der Werbung Tiefenpsychologie eingesetzt wird, um die Kunden unbewußt zur Aufmerksamkeit zu zwingen oder sogar zum Kauf zu bewegen, ist dem wehrhaften Verbraucher nicht entgangen. Sein Misstrauen wird stetig geschürt. Das Internet beschleunigt diesen Prozeß. Informationen über Skandale und nicht gehaltene Werbeversprechen verbreiten sich wie Lauffeuer.

Eine Ausprägung des Trends "Der wehrhafte Verbraucher" zeigt sich im Adbusting. Wie soviele Begriffe kommt auch dieser aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus ad = Anzeige bzw. Werbung und to bust = zerschlagen, zerstören. Es handelt sich um kreativen Widerstand gegen die Werbeflut. Plakate, Anzeigen, Slogans und Logos werden zum Zweck der Antiwerbung von Adbustern umgestaltet. Die "entstellten" Ergebnisse kritisieren die Omnipräsenz der Werbung. Zwei Beispiele findet ihr im Link der Woche.

Eine ebenso kreative aber abstraktere Art des Protests ist der Mindfuck. Leute werden absichtlich verwirrt und geistig auf die falsche Fährte gelockt, um sie darauf aufmerksam zu machen, wie schnell das passiert, ohne dass man es merkt.
Im Film ist der Mindfuck ein beliebtes Mittel. So wird der Zuschauer am Ende des Films (z.B. bei Identität, Fight Club, The Village oder The sixth sense) dazu gezwungen, das bisher Gesehene komplett in Frage zu stellen und zu revidieren.

Scheinbar spontane Zusammenkünfte von Menschen als weitere Ausprägung des Mindfuck, sogenannte Flashmobs, gibt es mittlerweile auch in Europa. Meist per Email verabreden sich untereinander wildfremde Menschen an öffentlichen Plätzen, um eine im Auge des Betrachters sinnlose Handlung aus zu führen. Ein fiktives Beispiel sind 200 Menschen, die sich am Münchner Marienplatz versammeln, zum 12 Uhr Glockenschlag anfangen sich im Kreis zu drehen, wa wa wa sagen und nach drei Minuten wortlos und getrennt ihrer Wege gehen. Durch die aufkommende Verwirrung der nicht Beteiligten zähle ich den Flashmob in die Sparte des Mindfuck.

Wann habt ihr euch das letzte Mal über eine Telefonistin oder besser noch eine Stimme vom Band aufgeregt, die euch abends im wohlverdienten Feierabend von der Couch jagt? Wann wurdet ihr das letzte Mal mental an der Nase herumgeführt? Wer weiß, vielleicht hat jemand von euch schon an einem Flashmob teil genommen?! Der wehrhafte Verbraucher steckt in jedem von uns... think about it!

Link der Woche: http://www.de.indymedia.org/2004/07/87547.shtml

Bis nächste Woche! Grüße aus Ludwigsburg!

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